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Matschfuß – Herbst 23 Edition

Start-/Zielbogen
Matschfuß Herbst 23 Startschuss mit Bengalo
11 Uhr - Startschuss mit Bengalo, Stimmung am Kochen!

Samstag, 23.09.2023, gegen 9:30 Uhr. Ich stehe in Kiel auf dem Gelände der Lille Brauerei. Um mich herum sammeln sich immer mehr behelmte Personen in engen Hosen, teilweise mit bunten Hawaii Hemden bekleidet und alle auf jeden Fall mit breitem Grinsen im Gesicht. Es riecht nach frischem Espresso. Überall wird gekaut, was in diesem Fall aber wenig mit einer Bunker Techno Party zu tun hat sondern eher mit der Anzahl an verspeisten Hartgebäckstücken und Energie Riegeln, die an diesem Morgen jede Statistik über Keks-Konsum in den sprichwörtlichen Schatten stellen dürfte.

Immer mehr Fahrer*innen säumen sich um den Start-/Zielbogen, hängen ihre Bikes in einen der zahlreichen Ständer, prüfen Reifendruck und Schaltung ein letztes Mal oder durchwühlen neugierig den Startbeutel, den die Gebrüder Popken uns zum ohnehin schon geilen Event noch oben drauf schenken. Inhalt bei dieser Edition: Trinkflasche, Energie Gel, Muff, Sticker und natürlich der Startnummer Halter plus entsprechend beschriftetem Aufkleber.

Für mich ist es diesmal die 626; wobei das genau so unwichtig ist wie der Startplatz in der Meute. Letzteren erobern sich ambitionierte Teilnehmende schon vor dem Start durch kreatives Hindurchschlängeln zwischen diversen hochkarätigen Gravelbikes und versuchen dabei möglichst nicht zu oft mit der Pedale am Wadenbein des Nächsten hängen zu bleiben.

Ein persönliches Highlight für mich ergibt sich durch Zufall schon jetzt. Neben mir steht Max, der Max aus den ganzen Skatepunk 2425 Videos bei Youtube. Der Max, der im Prinzip große Teile dazu beigetragen hat, dass ich mit dem Fahrrad mittlerweile so unterwegs bin, wie ich es bin. Mir bleibt also gar nichts anderes übrig als ihn nach einem gemeinsamen Selfie zu fragen, was er natürlich bejaht. Ein kurzer Plausch, dann trennen sich unsere Wege, nachdem wir uns beide gegenseitig noch viel Spaß wünschen. Den werde ich haben. Danke!

Selfie mit Skatepunkt2425 aka Max
Selfie mit Skatepunkt 2425, aka Max

Nach einem kurzen Briefing und der Vorstellung der Kiel Dawn Patrol, die uns dankenswerterweise wieder aus der Stadt leiten wird sammeln sich nun auch alle Übriggebliebenen im Startfeld.

Die Aufregung und Vorfreude ist schneidbar.

Dann Pfiffe, Rauch, Bengalo Feuer und eine Herde, die sich langsam in Bewegung setzt. Matschfuß Herbst 2023 – Here we go! 

Dieses einmalige Gefühl mit so vielen Gleichgesinnten auf die Eckernförder Straße zu fahren, den Auto-Verkehr dort für ein paar Minuten außer Kraft zu setzen und dann die Auffahrt zur Velo Route 10 zu nehmen ist jedes Mal wieder besonders. Jeder hier hat Bock, jeder will die ersten Meter am liebsten alles raushauen, was irgendwie in den Beinen steckt und doch achten wir aufeinander und behalten die Worte vom Briefing im Kopf. Bis zur Holtenauer Brücke fahren wir halbwegs sinnig, danach Feuer frei!

Dieser Punkt kommt mal wieder schneller als gedacht. So treten meine beiden Begleiterinnen schon bald kräftig in die Pedale. Im späteren Verlauf soll sich noch ergeben, dass nicht die beiden mich begleiten sondern eher ich sie. Aber dazu und zu den Gründen, die mich neben der fortgeschrittenen Fitness der beiden noch für eine in meinen Augen absolut unfaire Ausgangslage gebracht haben, kommen wir vielleicht später. So viel sei aber gesagt: Der letzte Satz darf gern mit einem feucht zwinkernden Auge gelesen werden.

Relativ schnell wird jedenfalls klar, dass Streckenscout Nils Thomsen (den kennen wir nicht zuletzt vom Hackenpedder…) der bitte nach einer weniger technischen Strecke nachgekommen ist. Asphalt trifft auf Doppelspurwege trifft auf feste und schön geschlungene Schotterwege. Kurze Wald-Passagen runden die ersten bummelig 30km bis Aschau ab. Hier kommt dann die eine Passage, die vorab schon wie ein Raunen durch den anwesenden Pulk trieb. Man erzählte sich von Sand, unfahrbaren, Kilometer langen Sand Passagen. Letztendlich entpuppte sich dieser Teil dann einfach als unfreiwillige Beach Party, die sich genau so schnell wieder aufgelöst hatte, wie sie zustande kam. Ein kurzes Foto hier, ein staunender Blick der eher südlich stämmigen Matschfüße da und Niemand – absolut Niemand – beschwert sich hier über das bisschen Sand. Chapeau!

Strandabschnitt bei Aschau
Strandabschnitt bei Aschau
Beach Polonese
Beach-Polonese

Es folgt ein kurzes Schmankerl aus dem Nordic Neptun aus der diesjährigen Orbit 360 Serie. Ein kurzes, intensives Stück Steilküste über einen nicht zu anspruchsvollen Single Trail mit Wurzelteppich. Die gefühlte Geschwindigkeit zwischen den Bäumen beträgt locker 30km/h, in Wahrheit wahrscheinlich nicht mal die Hälfte. Macht trotzdem absolut Bock und erinnert mich daran, mir irgendwann wieder ein Cross Country MTB mit Federung und dicken Reifen besorgen zu wollen. 

Jetzt geht’s aber erstmal hier weiter. Ich fahre einen Vorsprung vor meinen Mädels heraus, weil die mit ihren dünnen Reifen nicht so schön über Stock und Stein brettern können, wie ich. Punkt für mich. Am nächsthöchsten Punkt halte ich an um nach den beiden Ausschau zu halten. Wieder sehe ich nur feiernde Menschen an mir vorbei fahren. Der Matschfuß Vibe hat alle gepackt. Jeder hat hier Spaß.

Ich warte keine fünf Minuten und kann dann wieder in die Pedale treten. Bald erreichen wir die Kreuzung an der B203 in Höhe Goosefeld und bald darauf ist auch Damendorf nur noch einen Steinwurf entfernt. Der Randbezirk der Hüttener Berge und somit auch der potentielle „Steckerzieher“ der Herbst Edition stehen unmittelbar bevor. Wer die Trails rund um Brekendorf kennt, der weiß auch, dass hier ein kleines MTB El Dorado wartet. Und das mit Allem, was man sich bei einer maximalen Höhe von 106m über Null wünschen kann. Schlamm, Singletrails, Steigungen, Rampen, Downhill Parts… Und Matschfuß wäre ja nicht Matschfuß, wenn es nicht noch die eine oder andere Hausaufgabe zu tun gäbe. Und so werden eigentlich für Downhill konzipierte Trails hier kurzerhand in Uphill Parts verwandelt.  Ich kapituliere und steige ab, bin damit aber zum Glück nicht der Einzige. Hier verliere ich dann auch den Anschluss an die Mädels. Ich beschließe mein Tempo weiter zu fahren. Demnächst müsste ja auch der offizielle Verpflegungspunkt kommen. Den Surprise Spot mitten im Wald hatten vor uns offenbar schon genug andere gefunden. Getränke gab es hier schon keine mehr. Trotzdem eine schöne Aktion. Danke dafür!

Unterwegs treffe ich eine meiner Instagram Connections am Straßenrand. Sein Bike steht auf dem Kopf, er werkelt am Hinterrad herum. Platten. Ganz klar. Ich bleibe kurz bei ihm stehen und quatsche mit ihm. Dabei werde ich unweigerlich Zeuge davon, was für unfassbar nette Menschen hier an diesem Event teilnehmen. Ständig fragen Vorbeifahrende, ob man Hilfe benötigt, einen Schlauch, einen Flicken, vielleicht eine CO2 Kartusche. Mich beschleicht das Gefühl, dass ich die Nummer hier auch ohne Ersatzteile fahren könnte und bei einer Panne trotzdem ins Ziel rollen würde. Ganz großes Kino!

Angekommen am Wittensee in Bünsdorf eröffnet sich mir auf dem Gelände des dortigen Strandbads die Möglichkeit, meine Geschmacksnerven mit etwas anderem als den mitgebrachten Energie Riegeln zu verwöhnen. Ich schlage zu bei veganem Zitronen Kuchen, schnappe mir außerdem zwei scheiben Brot mit Aufstrich und ein gekochtes Ei. Auf Kaffee habe ich gerade keinen Bock, auch wenn mir der Duft verlockend in die Nase steigt. Stattdessen fülle ich kurz meine Wasser Reserven auf. Memo an mich: Nächstes Mal muss ich etwas mitnehmen, um das Wasser vernünftig anzureichern. Ich sollte mal recherchieren. Die Idee von „7vs. Wild“-Otto einfach Wasser durch das verschwitzte Halstuch laufen zu lassen, gefällt mir an diesem Punkt der Geschichte nicht so richtig. Zum Glück finde ich die Mädels wieder und erschnorre mir zwei Brausetabletten.

Das Thema Endspurt nehmen die beiden dann wieder sehr genau. Den Schlenker über Sehestedt und den dortigen Bauernhof, den wir erst nicht befahren sollten und dann dank einem Kasten Lille Bräu wohl doch wieder überfahren durften packen wir gemeinsam.  Ein paar Kilometer später jagen die beiden aber schon die nächste Gruppe vor uns. An der Fähre Landwehr komme ich gerade an, als diese komplett mit Bikern beladen zur anderen Kanal Seite ablegt. 

Selfie auf der NOK Fähre Landwehr
Selfie auf der NOK Fähre Landwehr

Nun denn. Dafür habe ich vorgesorgt. Kopfhörer rein, Musik an und weiter geht’s. Mein eigener Endspurt. Windschatten fahren am Kanal Seitenweg, Abbiegung ins Landesinnere und da kommen auch schon Suchsdorf und der Kieler Stadtrand in Sicht. Kurz vorher trifft uns noch ein kräftiger Schauer. Ist jetzt auch egal. Wir kämpfen uns durch. Der Regen läuft den Rücken hinab, der Matsch vom Vordermann spritzt mir ins Gesicht. Genau so gehört das. Matschfuß at it’s best.

Die letzten Meter durch den Parkfriedhof Eichhof legen wir fast schon im Sprint zurück. Und auf einmal biege ich in den Eichkoppelweg ein. Das warme Gefühl der Freude steigt in mir auf. Nein, ich pinkle mir gerade nicht in die Hose. Das kommt wirklich von innen. Stolz auf die eigene Leistung. Ich lasse mich dazu verleiten meine Faust nach oben zu reißen als ich die letzte Kurve nehme. Moin… da bin ich wieder. Ich hab’s wieder geschafft!

113km und 1009hm in 5h35min.

Und nun fix raus aus den nassen Klamotten, Mädels einfangen, Burger futtern, Bikes putzen und dann das beste am gesamten Tag: SCHIENENERSATZVERKEHR nach Hause. Das nächste Mal fahre ich mit dem Rad.

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