... oder auch "Wie ich versucht habe bei einem Community Ride von Max aka Skatepunk2425 mitzuhalten"
„Junge, was hast du schon wieder vor?“
Diese ungläubige Frage meiner Arbeitskollegen kenne ich bereits, wenn ich denen erzähle, dass es mal wieder aufs Rad geht. Diesmal war’s dazu auch noch dringend notwendig meine Abwesenheit für Donnerstag und Freitag anzukündigen, weil ja sonst wieder Niemand weiß, wo der Typ schon wieder abgeblieben ist.
Ich berichtete also davon, dass ich vor habe 185km in einer Gruppe von geschätzt 20 Leuten von Flensburg nach Aarhus mit dem Rad zurück zu legen um dann am Abend noch ’ne schöne Runde bei Chase and Status zu raven. Und das alles nur, weil so ein Youtuber dazu aufgerufen hat.
Kannste bringen, wenn das Wetter draußen 20 Grad und Sonnenschein hat. Ganz easy. Die Leute werden höchstens bemerken, dass sie 185km niemals an einem Tag auf dem Rad zurücklegen würden. Nun lag aber Schnee, es war kalt, die Straßenverhältnisse in Deutschland entsprachen… naja sie entsprachen halt den Straßenverhältnissen in Norddeutschland im Winter. No need to say more!
Und trotzdem hab ich mich kribbelig wie ein Sack Flöhe auf diese Nummer gefreut. 185km im Peloton. Mein erster Groupride überhaupt. Dieses Feeling, von dem sie immer alle schwärmen. Du ratterst einfach so mit, musst dich kaum anstrengen… die Dynamik wird dich mitziehen. Und oben drauf wären das mal eben 9km mehr als mein aktueller PR, was Entfernungen angeht. Muss also stattfinden, muss also beendet werden.
Und so klingelt Donnerstag um 5:15 Uhr der Wecker und ich springe direkt auf. Ab unter die Dusche, noch was Futtern, Wasserhaushalt auffüllen und jetzt bloooooß nichts auf die Schnelle vergessen. Letzteres hat nicht ganz so gut geklappt. Smartphone Ladekabel plus das extra fürs Event aus Maltodextrin, Goldsaft und Meersalz gecraftete Energy Gel hab ich dann doch einfach mal zuhause gelassen. Top! Kann nur besser werden.
7:32 Uhr, Aufschlag in Flensburg. Das Auto lasse ich am Exer stehen, mittlerweile wissend, dass das soweit auch ein sehr guter Plan ist, weil sich die GDL für ihren Streik natürlich mal wieder eine meiner wenigen Bahnfahrten ausgesucht hat. Was solls. Ich komme heim. So! Ab an’n Hafen runter!

„Erster“ denke ich mir still und heimlich als ich an der Flensburger Hafenspitze ankomme. Die Radwege sind einigermaßen gut geräumt und gestreut. Es ist n bisschen frisch, jedoch bin ich glaube ich ganz gut angezogen. Felix sagt immer „Du musst so angezogen sein, dass du n bisschen frierst und dann passt das beim Fahren“. Diese Regel hat sich bisher auch als ziemlich passend bewiesen.
Auf einmal geht’s dann irgendwie ziemlich schnell, als wie aus einem Ameisenhaufen immer weitere Fahrer zum Treffpunkt dazustoßen. Schon bald sind wir 18 tapfere Recken und warten eigentlich nur noch auf den Hauptakteur Max, denjenigen, der diese wahnwitzige Idee hatte und es mal wieder geschafft hat, dass sich hier Leute aus den verschiedensten Teilen des Landes versammeln.
Hamburg, Bremen, Berlin, Hannover, Rostock… alles irgendwie noch so halbwegs plausibel. Den Vogel schießen für mich Andy aus der Schweiz und sein Mitbringsel Tobi, den Andy auf seinem Weg nochmal schnell aus’m Schwobeländle abgeholt hat ab. Wer auf die Idee kommt ohne Schlaf nach einem Arbeitstag die Nacht mit dem Auto durch zu fahren und sich dann für weitere 8 bis 9 Stunden auf einen Fahrradsattel zu klemmen um bei dieser eh schon grenzdebilen Aktion dabei zu sein, hat meinen höchsten Respekt und verdient die goldene Clownsnase! Männers: Helm ab! Ganz groß! Echt jetzt! Aber nicht nur diese beiden verdienen Applaus. Am Ende ist jeder hier heiß wie Frittenfett und hat seinen ganz eigenen Weg zurück gelegt, um jetzt hier zu stehen. Dementsprechend hoch ist auch die Motivation der Meute und ich kriege das erste Mal wirklich Schiss, ob ich hier richtig bin.
Nach einer kurzen Einweisung und der obligatorischen Vorstellung in Max’s Action Cam (Komm‘ ich jetzt in Fernseh’n?) ging es dann auch direkt los. Ich positioniere mich im Mittelfeld und lasse mich direkt mit anfixen. Das Tempo ist noch eher gemäßigt, allerdings müssen wir auch erstmal aus der Stadt raus. So geschehen dann spätestens in Wassersleben. Ich blicke auf den Tacho und staune nicht schlecht, wie schnell ich mit der aktuellen Leichtigkeit unterwegs bin. „Rollt ja richtig geil in so einem Peloton“ höre ich meinen inneren Jan Ulrich sagen und trete tapfer weiter.
So geht das dann bis Apenrade weiter. Die 2er Reihen ermöglichen kurzweilige Gespräche mit den anderen Teilnehmern über dieses und jenes, wir lernen uns gegenseitig kennen, die Stimmung ist bestens.

Nachdem die Truppe sich in Apenrade gestärkt und einen Mitfahrenden verabschiedet hat folgten weitere lockere Kilometer. Gute 60km hatten wir bereits im Sack, als die ersten kleinen Pannen auftraten. Einer der Kandidaten klagte über Luftverlust im Hinterrad. Kurz nachpumpen. Geht schon noch. Bald rasten wir nochmal länger. Dann wird repariert. Es folgt eine dieser Aktionen, auf die ich beim Kreieren von Content nie so richtig Bock hätte. Wir bleiben stehen, Max packt seine Drone aus und filmt uns als fahrende Gruppe. Soweit cool und in diesem Moment zum Glück auch weit davon entfernt uns aus einem Flow zu reißen, weil wir eh gerade nochmal halten mussten. Und natürlich tun wir ihm den Gefallen auch gern für ein paar gute Aufnahmen. Dumm nur, dass ich beim erneuten Anfahren Luftverlust am eigenen Hinterrad feststellen muss. Ich drücke mir selbst die Daumen, dass die Dichtmilch im Schlauch ihre Arbeit gut macht. Die Gruppe holt die beiden Kandidaten ein, die sich während der Dronen-Aktion abgesetzt hatten um ein paar Minuten Zeit zur Reparatur des defekten Schlauchs zu haben. Ich nutze diese Pause um auch wieder Druck auf den Kessel zu pumpen und habe für die nächsten Kilometer Ruhe.

Der Blick auf die Uhr lässt es dann bereits erahnen, was Max kurze Zeit später ausspricht. Wir müssen den Schnitt erhöhen um noch in time in Aarhus anzukommen. Zu diesem Zeitpunkt befinden wir uns auf der Hälfte der Strecke in Kolding. Der Anzug fordert seine Opfer. Ein paar Kilometer halte ich noch mit, dann zwingt mich der Luftverlust im Hinterrad zur Reparatur des selbigen. Zu diesem Zeitpunkt hing ich noch knapp am Hinterrad von Tobi, hatte aber auch hier meine Schwierigkeiten noch richtig mitzuhalten. Egal. Bis hierhin bin ich gekommen.
Ich parke auf einer Einfahrt, repariere mein Hinterrad und beschließe währenddessen mich auf den Rückweg nach Kolding zu machen und den Rest der Strecke mit dem Zug zurück zu legen. Und als ob es dann auch so sein sollte pfeift mir die gerade frisch in den Reifen gepumpte Luft nach nicht einmal einem Kilometer direkt wieder um die Ohren. Jo… schlecht repariert, Jan! Haste dir verdient.
Ich schiebe ein Stück und treffe unmittelbar auf die beiden Jungs, die vorher auch mit Reifenproblemen zu kämpfen hatten. Netterweise bieten beide mir an bei ihnen mitzufahren. Evtl. bis zum nächsten oder sogar übernächsten Bahnhof. Vielen Dank dafür! Aber meine Entscheidung ist bereits gefallen.
Und so stehe ich erneut am Straßenrand, schmutzig aber glücklich und freue mich jetzt auf den Rest der Fahrt im warmen Zug.

„Digger und was is‘ jetzt mit Rave?“
„jaja… gleich!“
Erstmal noch Props an die Partytruppe, die sich dann langsam aber sicher Abends im Book1 Hostel in Aarhus gesammelt hat. Mit dabei ein paar Typen, die die 185km natürlich komplett als Gruppe durchgezogen haben. Ihr seid großartig! Ich treffe hier auch auf weitere Rave Teilnehmer*innen, die den Weg etwas gemütlicher mit dem eigenen Auto angetreten haben. Erste Biere werden getrunken, der gute Vibe reißt einfach nicht ab. Selbst die zerstörtesten Fahrer werden von den Anwesenden mit Futter und Getränken wieder aufgepeppelt.
Es treffen noch zwei weitere Teilnehmer ein, schmutzig und sichtlich fertig. Einer davon Tobi Bachmann… der Typ, der die Nacht zuvor mit dem Auto angereist ist. Wer diesen Typen noch nicht bei Youtube und Instagram verfolgt, macht es bitte spätestens ab jetzt. Ein absoluter gute Laune Garant und dazu noch Sportskanone und Motivationsmonster.
Und dann wurde es Zeit. Time to rave! Was ein Glück, dass wir nur 2 Minuten von der Voxhall entfernt sind. Wir stapfen rüber, Stimmung ist ungebrochen und lässt sich auch von der ewigen Schlange vor dem Club nicht brechen. Die Beats des Warm-Up Acts brennen uns entgegen… und irgendwann heißt es dann „… the allmighty CHASE AND STATUS! MAKE SOME NOISE!“ und die Mannschaft rastet ein weiteres Mal am heutigen Tag komplett aus!
Danke für diese geile Erfahrung! Das wird nicht der letzte Ride und erst recht nicht der letzte Rave gewesen sein.
2 Antworten
Jo moin moin,
Was für ein schön geschriebener Artikel. Macht echt Laune zu lesen. Schade das ich nicht mit radeln konnte. Dies wird dann aber wohl nach Tilburg nachgeholt.
Das wird aber dann auch ein ordentliches Brett.
Lg
✌🏼😊
Hey Tim, das machen wir so. Ich freue mich schon. Danke fürs Lob 😉