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Hackenpedder E2 – Kiel nach Lübeck

Einsames Fahrrad am Strand

227 km, 1430 Höhenmeter. Die eigentliche Hackenpedder Start Etappe. Quasi die Eröffnung, der erste Test. Klingt für mich erstmal nach einer gewaltigen Herausforderung. 150 km durch Dänemark ohne Höhenmeter und viel auf Asphalt habe ich hinbekommen. Das Knacken der 200 km Marke habe ich mir für die Hackenpedder Route vorgenommen. Somit wären heute “nur” noch knapp über 100 km zu fahren. Muss doch drin sein, oder? Aber war da nicht was? Bungsberg? Naja, der hat ja auch nur seine 168 Meter. Aber vielleicht sollte ich einfach erstmal losfahren. Das erscheint mir sinnvoller, als mir den Kopf darüber zu zerbrechen, bis wohin ich genau fahren möchte. Das grobe Ziel ist gesteckt, den Weg dorthin hat mir der liebe Nils aufgezeichnet. Kopf aus, Musik an, weiter gehts!

Ich stehe am Kieler Hauptbahnhof, der zu diesem Zeitpunkt noch den geplanten Start des kompletten Hackenpedder 2023 Rundkurses markiert. Wenig interessant. Jedoch stelle ich mir gern vor, wie im Juli die ersten Menschen mit bepackten Fahrrädern hier ankommen und sich ihren Weg durchs Gewühl bahnen. Aber Obacht. Hier gibt es eine Aktualisierung. Der neue Startpunkt befindet sich quasi direkt an der Kiellinie und nimmt damit wieder ein Schleswig-Holsteinisches Highlight mehr auf. Hier im Sonnenaufgang entlang zu radeln und der Hörn immer näher zu kommen hat für mich jedes Mal was von Urlaub!

Nun aber los. Raus aus Kiel am Ostufer entlang bis an die Schwentine, die ich kurz begleiten darf. Ein wunderschönes, wenn auch sehr kurzes Teilstück. Es folgen gut befahrbare Feldwege mit den typischen kleinen Auf und Abs. Die Sonne begleitet mich, meine nächste gut gelaunte Pause verbringe ich auf einer Bank am Feldrand.

Charlottenthal ist mir dann wieder eine Notiz in meinem digitalen Tagebuch wert. War vermutlich mal ein großer Hof, jetzt scheint nahezu jedes Häuschen von jemandem bewohnt zu sein. Mein Idyll Barometer frohlockt erneut in höchsten Tönen!

Weiter geht’s über unzähliche Doppelspurwege, die mich irgendwie an Achterbahnen erinnern. Rund um den Übernachtungsplatz Hessenstein, der an diesem Tag sogar von einem weiteren Rad Reisenden genutzt wird, fahre ich über schmale Singletrails. Die kurze aber nicht weniger fiese Steigung, die mich im Anschluss überrascht, muss ich leider per Pedes überwinden. Oben auf dem Hügel erwartet mich dann eine wunderschöne Aussicht mit schönen Wiesen rundherum. Flink und mit großen Augen an der Turmhügelburg kurz vor Lütjenburg vorbei und schon steht ein dringend nötiger Besuch im örtlichen Supermarkt an. Das Wasser neigt sich schon wieder dem Ende.

Wie sich herausstellen sollte, war das auch gar keine so schlechte Idee. Das knackige Waldstück fordert mich, bringt aber auch echt viel Spaß. Ich lasse den Schweiß im Gesicht vom Fahrtwind trocknen, während ich am Großen Binnensee entlang fahre. Hier muss kurz vorher irgendeine Art von Rad- oder Laufevent stattgefunden haben. Überall finde ich neon-gelbe Markierungen und Hinweise. Interessant daran ist, dass diese sich auch größtenteils mit den Richtungsangaben meiner Route decken. War der Hackenpedder hier am Werk?

umgefallener Baum über Waldweg mit neongelbem Schriftzug "uppps!"
Uppps! Diesen und ein paar weitere teils humorvolle Hinweise konnte ich auf der Route entdecken

Es folgen die Hohwachter Bucht und das dortige Naturschutzgebiet, zu dem auch der Sehlendorfer Binnensee zählt. Ich beschließe hier auf den örtlichen Campingplätzen um Asyl zu bitten, scheitere aber zum einen an der fortgeschrittenen Zeit und den geschlossenen Rezeptionen, des Weiteren jedoch auch an den Din A4 Hinweisschildern in den Fenstern, die mich wissen lassen, dass der Zeltplatz komplett belegt sei.

Holzweg im Naturschutzgebiet Hohwachter Bucht
… auf dem Holzweg

An dieser Stelle keimt er wieder in mir auf. Dieser Wunschtraum vom Anfang. Mal irgendwo mein Zelt aufschlagen, wo ich es eigentlich nicht “darf”. Okay, aus dem Naturschutzgebiet sollte ich definitiv noch rausfahren aber da mich kurze Zeit später eine verpasste Auffahrt zum Steilküstenweg direkt an den Strand bringt nehme ich das als Wink des Schicksals und schiebe mein Rad bis zum Ende des Hundestrandes. Hier finde ich eine perfekte kleine Nische, in die ich mich erstmal einfach nur hineinsetze und das Treiben am Strand beobachte. Ein paar letzte Hundebesitzer drehen ihre Gassirunden, während die Ostsee in leichten Wellen an den Strand plätschert. Hier fühle ich mich wohl, hier baue ich mein Zelt auf. Tag 1 meiner Hackenpedder Experience findet für mich sein Ende nach etwa 160 km und einer Menge neuer Eindrücke.

Zelt am Strand zwischen Schilf
Mein erster Zeltplatz abseits der Norm

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