Bike.blogging

Hackenpedder E1 – Rendsburg nach Kiel

Hinweisschild Trekkingplatz Aukrug

Von meinem Heimat Örtchen südlich des Nord-Ostsee-Kanals kurz vor den Toren Rendsburgs fahre ich normalerweise so bummelig 28 km bis zum Hauptbahnhof in Kiel. Heute soll ich deutlich länger brauchen. Liegt vermutlich an der Strecke. Die hat sich nämlich auf sage und schreibe 95 km aufgebläht! Egal, wir wollen da ran, wir wollen die ersten Kilometer fressen und wir wollen vor allem rein ins Abenteuer. Den Kopf frei machen, das erste Mal im Leben einen Schlafplatz finden, der nicht auf irgendeinem eingezäunten Festival-Acker oder einem parzellierten Spießer-Campingplatz liegt. Die Flucht aus der Komfortzone fällt somit sehr leicht und wird mir mit den ersten Zahnkranz-Umdrehungen auch recht einfach gemacht. 

Sogleich folgt schon das erste Highlight für Uneingeweihte: Die langen und steilen Rolltreppen hinunter zum Fußgängertunnel unter dem NOK. Okay… die Anmutigkeit eines alten Hamburger Elbtunnels kannst du hier nicht erwarten. Aber das hier ist auch nur Rendsburg. Für heute allerdings mein offizieller Startpunkt und damit geht es jetzt endlich los!

Bikepacker vor Eingang Kanaltunnel Rendsburg
Gut gelaunt am Startpunkt in Rendsburg.

Auf den Seitenwegen des Kanals lässt es sich bekanntlich ziemlich zügig dahin rollen. Perfekt auch zum E-Biker abziehen, Angler beobachten und mit Glück auch mal einen der dicken A,B,C und die 6 Pötte an sich vorbei dampfen sehen.

Gravelbike auf NOK Fähre in Breiholz
Die zweite Kanalquerung des Tages, die erste der offiziellen Tour. Premiere!

In Breiholz überquere ich den Kanal wieder zur Südseite, lasse den Biergarten direkt an der Fähre in diesem Fall rechts liegen und sehe überraschenderweise keine geteerte Landstraße sondern meine erste kleine Schotterpiste. Hier wird gebaut. Gesperrt für Autos, Freiheit fürs Gravel Bike. Ich kann mir das breite Grinsen leider kaum verkneifen und muss auf die Bauarbeiter reichlich grenzdebil wirken.

Weiter nach Hohenwestedt. Hier gönne ich mir eine kurze Pause beim Bäcker. Radreisende kennen diese kleinen Oasen des Glücks, in die man eintritt und nicht weiß, welche Leckerei einen erwartet. Ist es die Zimtschnecke oder doch die Pizzastange? Mir ist nach herzhaft plus kalter Cola.

Weiter geht’s in Richtung Boxberg. Strava hat mir später mitgeteilt, dass meine 3km/h, mit denen ich diesen 77 m hohen Sandhügel bezwungen habe, irgendwo auf den letzten Plätzen der Allzeit Bestenlisten gelandet sind. Ich verbuche das als Herausforderung für mein Zukunfts-Ich, steige oben wieder auf, atme nochmal durch und trete wieder in die Pedale, um direkt mit einer richtig smoothen Gravel Abfahrt belohnt zu werden. Memo an mich: Nochmal! Definitiv!

Nächstes Highlight ist der Naturpark Aukrug. Für heute bin ich zwar noch zu frisch und aufgekratzt, um mich so richtig an der Schönheit dieses Fleckchens Natur zu begeistern, dennoch fesseln mich das Vogelgezwitscher und das Plätschern des Baches neben mir kurz so sehr, dass mich der Hund und sein Herrchen sanft fragen müssen, ob sie mal kurz vorbei dürften. Sie könnten zwar absolut verstehen, dass ich mich hier gerade so verloren habe, müssten aber leider zurück an die Arbeit. Es wäre nur ihre Mittagspause… zumindest die vom Mann. Dem nassen Hund stand seine Chillzeit jetzt noch bevor.

Selfie vor Bach im Naturpark Aukrug
Kurz abgelenkt von der Idylle im Naturpark Aukrug

Eine ganze Weile und viele gut rollbare Schotter- und Asphalt-Meter später erreiche ich das Eidertal und fühle mich sofort an die Route vom Matschfuss Spring Edition 2023 zurück erinnert. Zum Glück bin ich heute noch um einiges fitter als im April an dieser Stelle. Die herrliche Natur, den Sonnenschein und die Wanderwege dort kann ich um einiges mehr genießen. Die Route führt mich weiter durch Flintbek und dann direkt an den Bahnschienen auf einem Untergrund, den man in Fachkreisen wohl Schotter Autobahn nennt. Ich kann mir gut vorstellen, wie diese letzten leichten Kilometer bis Kiel die Original Hackenpedder Route rund machen. Immerhin hat man an dieser Stelle bereits über 1000 km im Sack und möchte vermutlich doch so langsam mal wieder heim. Mir stehen bei meiner Ankunft am Kieler Bahnhof allerdings noch rund 950 km bevor. Und so freue ich mich über den ersten komplettierten Abschnitt, lade mein Navi mit dem nächsten und rolle weiter!

Teile diesen Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

das könnte dir auch gefallen